Schweizer mögen Türme. Wie sie auch ihre Berge lieben. Man schaut bei uns traditionell gern aus weiter Höhe in die Welt hinaus. Türme und Berge stehen darum seit je für Wunsch und Wille, den eigenen Horizont zu erweitern. Wenn Menschen in diesem Land nun gern das eine oder andere Türmchen auf ihr Versammlungszentrum bauen wollen, so müsste dies rein theoretisch auf nichts als wohlwollendes Verständnis stossen: Da fühlen andere ebenso wie wir!
Doch der fremde Turm, das Minarett, wird offensichtlich anders verstanden: Als Zeichen der Abgrenzung, gar der Bedrohung und Feindseligkeit. Das ist schade. Besonders, weil diese ablehnende Haltung vor allem vom Verlust eigener Werte und Traditionen zeugt: Lieber gräbt man sich hier und heute ein, als sich auf einem Turm, einem Gipfel, um grösseren Weitblick zu bemühen.
Künftig soll es nun also verboten sein, in der Schweiz Minarette zu bauen. Eine Mehrheit der Stimmbürger will es so. – Das Resultat dieser Volksabstimmung gibt mir zu denken: Angst ist eine schlechte Beraterin! Besser wäre, unseren neuen Nachbarn und ihren Anliegen mit Offenheit zu begegnen. Die Fremden, die in die Schweiz gekommen und da geblieben sind, suchen und finden Wege um den Ort, wo sie nun leben und arbeiten, ihre neue Heimat zu nennen. Ihre Türme könnten deshalb auch als Zeichen der Freundschaft erkannt werden: Horizonterweiterung für alle!
Doch die Aussicht von Turm oder Berg geniessen kann nur, wer ihn ersteigt. Und Fremde werden nur zu Freunden, wenn sich Türen öffnen – anstatt dass sie zugeschlagen werden.
(29.11.2009)
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