Die Kunst des Delegierens

Der Schnee der letzten Tage gab der Polizei viel zu tun, sagten sie in den Nachrichten. Neben Unfällen war häufig Streit unter Nachbarn die Ursache für einen Einsatz. Wenn einer dem andern seinen Schnee vor die Türe schob. Da flogen offenbar öfters die Fetzen. Doch wo wollte man auch hin mit diesen unsäglichen Mengen von oben? Auch der öffentliche Grund hat seine Grenzen, und wenn sich da nebenan so eine nette, frischgekehrte Lücke auftut – wieso das Problem nicht einfach delegieren? Es muss nicht aus Boswilligkeit geschehen, vielmehr ist es doch genau das, was uns täglich von Wirtschaft, Politik und überall her vorgelebt wird: Delegieren muss man können! Nur wer eine Aufgabe vertrauensvoll loslassen und weitergeben kann, kommt weiter. Mit dem Schnee können wir üben. Und weiterdenken: Wie gäbig wär das doch, auch mit anderen Dingen so zu verfahren – mit der Steuererklärung etwa, dem chaotischen Kinderzimmer oder einem mühsamen Telefongespräch. Reich mir die grosse Schaufel her und – schwupp – über den Zaun. Lieber Nachbar, liebe Nachbarin, ich meins doch nicht böse, ich traue es dir zu!

(28.01.2008)

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