Einschneien lassen

Manchmal im Winter überkommt es mich. Dann lass’ ich mich einschneien. Ideal ist ein Tag mit 17 unabdingbaren Terminen. Wenn dann morgens diese besondere Stille herrscht, die Zugerstrasse nicht rauscht, weil der frische Schnee den Verkehr und den Alltag bremst. Sich dann zurücklehnen: Stopp. Time out. Wir sind – ich bedaure – hier oben auf 700 Meter heute leider eingeschneit, meine Lieben. Das ist höhere Gewalt.
Frischen Salat gibt es im Volg nebenan. Die Kinder gehen zu Fuss zur Schule. Der Kollege kann warten – der Schnee machts möglich. Und der Hund? Darf für einmal im Garten brünzeln. Und Krähen jagen bis zum Zaun. Ausserdem haben wir gar keinen Hund.
Sich hinsetzen, dann, wenn alle versorgt, abgesagt oder verschoben sind. Das stumme Weiss vor dem Fenster belauschen. Sich etwas Zeit in der Zeit gönnen und einen Tee. Welche Lebensqualität! Aber so etwas gehört sich nicht. Nicht heute. Nicht hier. Ein hübscher Traum ist’s. Vielleicht. Und morgen ist ein Tag. Mit 17 unabdingbaren Terminen. Auf dass es schneie heut nacht!

(15.01.2007)

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